Textatelier
BLOG vom: 14.05.2006

Mehr Heimsiege im Fussball: Die Hormone sind schuld

Autor: Heinz Scholz
 
Früher habe ich mich immer gewundert, dass Heimmannschaften im Fussball immer von den Schiedsrichtern bevorzugt wurden. So gab einmal ein „unmöglicher“ Schiedsrichter in einer Riesgemeinde in Bayern für die gastgebende Mannschaft in der letzten Minute einen Elfmeter. Dieser wurde verwandelt, und unser Team aus Kaisheim verlor. Ich ärgerte mich masslos. Ich bin felsenfest überzeugt, der Pfeifenmann hätte der Gästemannschaft diesen Elfmeter bei gleichem „Vergehen“ (es war ein harmloser Rempler eines Abwehrspielers) nicht zugestanden.
 
Erwähnen möchte ich Folgendes: Von 1955−1960 wohnten wir in Kaisheim, einer Gemeinde nördlich von Donauwörth. Mein Stiefvater und ich gingen regelmässig zu den Fussballspielen. Da erlebten wir unglaubliche Dinge. So wurden wir einmal in einer weiteren Riesgemeinde von den Gästen nicht so freundlich empfangen. Einige hatten demonstrativ Knüppel in der Hand. Es war dann nicht verwunderlich, wenn die meisten Schiedsrichter schon vor dem Spiel eingeschüchtert wurden. Soweit ich mich erinnern kann, gab es für die Heimmannschaft kaum Niederlagen. Wir mussten uns auch unauffällig verhalten, denn sonst wären wir nicht heil davongekommen.
 
Nun gibt es eine Untersuchung, die meine Beobachtungen bestätigen. Der Schiedsrichter ist meistens der „12. Mann“ der Heimmannschaft. Der Sportpsychologe Alan Nevill von der britischen Universität Wolverhampton spielte 47 Aktionen per Videoaufzeichnung einigen Unparteiischen vor. In diesen Szenen trennten die heimischen Spieler die Gästespieler per Tackling vom Ball. Anschliessend beurteilten die Pfeifenmänner, ob diese oder jene Szene ein Foul war. Die „Tatsachenentscheidung“ des Schiedsrichters vor Ort wurde nicht gezeigt. Ein Teil der Männer in Schwarz hörte den Originalton mit der Zuschauerreaktion. In der Tat begünstigten die Schiedsrichter die Heimmannschaft. Sie hätten 15 % weniger Fouls bei den Gastgebern gepfiffen.
 
Hormone bringen Blut in Wallung
Aber auch „wild gewordene Hormone“, wie die „Badische Zeitung“ am 11. Mai 2006 berichtete, spielen eine Rolle. Wer hätte das gedacht! Die Fans, die ihre Spieler anfeuern, verursachen bei den Sportlern eine vermehrte Ausschüttung des männlichen Sexualhormons Testosteron. Dies brachten Nick Neave und Sandy Wolfson von der nordenglischen Universität Northumbria mit Speicheltests heraus. „Testosteron ist bei Tieren mit Dominanz und mit Aggressionen verbunden“, erklärte Nick Neave, und er glaubt an eine Art Revierverhalten. Er ist der Ansicht, dass dann, wenn man zu Hause spielt, das Revier verteidigt wird. Bei Torleuten ist das besonders ausgeprägt (sie wollen ja ihr Revier, das Tor, sauber halten). Bei diesen „fliegenden“ und „abtauchenden“ Burschen war der Testosteron-Anstieg phänomenal erhöht.
 
Nun wissen wir, warum auch bei Weltmeisterschaften die angeblich schwächere gastgebende Ländermannschaft gewinnen kann. Bei den zurückliegenden 17 Weltmeisterschaften im Fussball gewann 6 Mal das Ausrichterland, und 5 weitere kamen zumindest ins Endspiel. Da können wir ja hoffen, dass die schwächer eingestufte deutsche Nationalmannschaft durch einen Hormonschub bei der diesjährigen WM (9. Juni bis 9. Juli 2006) etwas gewinnen kann.
 
Die englischen Forscher warnen jedoch auch vor einem Zuviel an Hormonen. Die hormongeschwängerten Kicker könnten zu viel riskieren und dadurch Verletzungen provozieren. Wiederum andere könnten einem Grössenwahn verfallen. Wer die Fussballer einmal genau beobachtet, weiss sofort, wer grössenwahnsinnig ist und wer nicht. Vielleicht bringen die millionenschweren Gehälter ebenfalls einen Hormonschub!
 
Jetzt weiss ich, warum manche Trainer bei Turnieren Sex mit ihren Frauen erlauben. Da kommt das Blut auch in Wallung, und die Hormone fliessen reichlich. Andere Trainer halten von dieser Art Beschäftigung nichts, sie plädieren für eine 4-wöchige Abstinenz. Die Spieler sollten ja nicht an Sex denken, sondern trainieren, rennen und den Ball ins Tor donnern.
 
Aber eine Hoffnung bleibt den Abstinenzlern. Sie können auf die Anfeuerung der Zuschauer hoffen. So mancher müde und lustlose Kicker wird dann sicherlich angeregt und antwortet mit einer erhöhten Produktion des männlichen Sexualhormons. Und das ist ja auch schon was.
 
Was das Hormon sonst noch bewirkt
Da das Hormon auch den Sexualtrieb (Libido) stimuliert, frage ich mich, was die so stimulierten Fussballer ohne Frauen dann machen, wenn sie dermassen angeregt werden. Ach ja, sie reagieren sich ab, in dem sie einen aggressiveren Fussball spielen.
 
Auch der Haarverlust im Kopfbereich steht mit einer erhöhten Testosteronbildung in Verbindung. Ich frage mich, warum es so wenige Fussballspieler mit Glatzenbildung gibt.
 
Das Testosteron stimuliert in der Pubertät das Hoden- und Peniswachstum, aber auch den Bartwuchs und das Knochen- und Muskelwachstum. Es ist verantwortlich für eine tiefe Stimme und hat eine allgemeine gewebeaufbauende, anabole Wirkung. Im Sport werden die Anabolika, obwohl verboten, gelegentlich zum Muskelaufbau benutzt. Diese Testosteron-Abkömmlinge haben gravierende Nebenwirkungen. So wurden Hormonstörungen, bei Männern eine verminderte Spermienbildung und bei Frauen eine Vermännlichung, beobachtet.
 
Interessant wäre es, die Frage zu klären, ob auch weibliche Fussballspielerinnen stimuliert werden. Das Testosteron, das zur Gruppe der Androgenen (männliche Geschlechtshormone) gehört, wird ja neben den Östrogenen auch bei Frauen in geringen Mengen im Eierstock und der Nebennierenrinde gebildet. Am besten schauen wir einmal die „grazilen“ Frauen an, ob sich eine vermehrte Testosteronbildung schon bemerkbar gemacht hat. Mehr will ich dazu nicht sagen, denn sonst bekomme ich es sicher mit einer wild gewordenen Frauenhorde zu tun. Und ich möchte ja in Zukunft weiter Blogs in aller Ruhe schreiben können ...
 
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