Baumpilze schön anzusehen, für Bäume eine Gefahr
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

  
Wer durch unsere Wälder streift, kann an Bäumen, Baumstümpfen und liegende Stämme viele Arten von Baumpilzen entdecken. Sie sind zwar schön anzusehen, aber für Bäume eine Gefahr. Sie können Blätter, Nadeln, Holz, Rinde oder Wurzeln befallen und den Baum schwächen oder zerstören. Pilzesser dürfen sich freuen, es gibt auch Baumpilze, die essbar sind.
Welche Pilze sind  Baumschädlinge? 
  Die schädlichen Baumpilze  verursachen entweder eine Weißfäule (Pilze ernähren sich von Lignin und  Zellulose) oder Braunfäule (Pilze ernähren sich von Zellulose). Schädlinge für  Bäume sind u. a. der Schwefelporling, der Zunderschwamm, der Brandkrustenpilz  und der Hallimasch. 
Waldbegehung
  Anlässlich einer  Waldbegehung im Distrikt Eichener See bei Schopfheim-Eichen mit Stefan Niefenthaler vom Forstamt Kandern und mit dem ehemaligen Gymnasiallehrer Christan Wirth  konnte man an einem am Boden liegenden Stamm einen Teil einer Rädertanne und  viele kleine Baumpilze sehen. Niefenthaler erklärte, wie diese „Rädertannen“  entstehen. Verursacher ist ein Rostpilz. Greift die Infektion auf den Baumstamm  über, bilden sich Verdickungen, die von Jahr zu Jahr wachsen. Diese wird als  Baumkrebs und der Baum als „Rädertanne“ bezeichnet. Niefenthaler zeigte noch  eine Esche. „Sie ist zwar noch vital, zeigt aber deutliche Anzeichen einer  Schädigung durch das Eschentriebsterben. Es wird verursacht durch das falsche  weiße Stengelbecherchen (Pilzart). Vermutlich wird sie in 1-3 Jahren  abgestorben sein. Der Eschenbastkäfer kommt erst später dazu, wenn die Esche im  Absterbeprozess ist“, erklärte Niefenthaler.

  
Baumzerstörungen
  Was Pilze anrichten  können, wurde einem bewusst, als mächtige alte Bäume in Schopfheim-Gersbach  gefällt werden mussten. Aus Sicherheitsgründen wurde 1992 die 400 Jahre alte „Große  Tanne“ gefällt. Sie war mit 51 m Höhe die größte Tanne Westeuropas. Die Tanne  hatte einen massiven Hallimaschbefall und eine Stammfäule. Die Krone war durch  Luftschadstoffe abgestorben.  
Die ehemalige prächtige etwa 300 Jahre alte Dorflinde in Gersbach war mit dem Brandkrustenpilz, einem aggressiven, holzzersetzenden Pilz, und einer Stammfäule befallen. Untersuchungen ergaben, dass die Dorflinde nur noch eine Restholzstärke im Stamm an wenigen Stellen von etwa 10 cm aufwies. Da die Verkehrs- und Standsicherheit nicht mehr gegeben war, wurde sie im Herbst 2018 gefällt. „Wir wollten den wuchtigen Stamm nicht gleich zersägen, sondern der Öffentlichkeit zugänglich machen“, erklärte der ehemalige Ortsvorsteher Christian Walter. Der mächtige hohle Stamm wurde an die Grillhütte zum Bergkopf transportiert. Wie groß die innere Zersetzung war, ist in dem Foto zu sehen.
Erinnerung an die Dorflinde: An der mächtigen Dorflinde in Gersbach trafen wir uns früher immer nach Heilkräuterführungen. Wir nahmen alle auf einer Bank vor der Linde Platz und lauschten den Erläuterungen von Apotheker Frank Hiepe von Zell im Wiesental. Er besprach dann nochmals die in Wald und Flur gesammelten Heilpflanzen. Ein kleiner Trost für Baumfreunde: Nach der Fällung wurde eine neue Linde am selben Platz gepflanzt.
Manche leben in Symbiose 
  Stefan Niefenthaler weist  darauf hin, dass Pilze nicht nur schädigen, sondern auch was Gutes tun, nämlich  in Symbiose mit dem Baum leben. Im Boden verbindet sich das Pilzgeflecht mit  den Feinwurzeln der Bäume. Das Pilzgeflecht liefert den Bäumen Wasser und  Nährstoffe, während die Pilze zuckerhaltige Stoffe, die die Bäume mittels  Fotosynthese gewonnen haben, erhalten. Die Hyphen stehen nicht nur mit einem  Baum in Verbindung, sondern schaffen ein Riesennetzwerk im gesamten  Waldbereich.
Essbare Baumpilze 
  Es gibt sie, die essbaren  und schmackhaften Baumpilze. Es sind die Folgenden: Austernseitling,  Eichen-Leberreischling, Eichhase, Gemeiner Klapperschwamm, Gemeiner  Samtfußrübling und der Gemeine Schwefelporling. Aber es gibt noch einen, den  Christian Wirth von Fahrnau entdeckt hat. Es ist die Krause Glucke. Der Pilz  ist ein sehr guter Speisepilz. Er hat jedoch eine nicht so gute Eigenschaft. Er  dringt über Verletzungen der Wurzel oder im unteren Stammbereich im Kernholz  des Baumes ein. Die Folge ist eine Braunfäule.
Geotropismus 
  Christian Wirth hat das  schon öfters in der Natur beobachtet: Wenn ein mit Pilzen besetzter Baum fällt,  dann kehrt sich die Wachstumsrichtung von Pilzfruchtkörpern aufgrund der  Schwerkraft um. Diesen Vorgang bezeichnet man als Geotropismus.
Anmerkung: Eine ähnliche Publikation von mir wurde im Regioteil der „Badischen Zeitung“ am 02.April 2022 publiziert.
Weitere  Blogs über Pilze (Hallimasch und Zunderschwamm)
  https://www.textatelier.com/index.php?id=996&blognr=6538&autor=Heinz%20Scholz 
  https://www.blogatelier.com/index.php?id=996&blognr=2491
https://www.textatelier.com/index.php?id=996&blognr=1928&autor=Heinz%20Scholz
