Eidg. dipl. Bibermanager
Was haben wir in den vergangenen Jahrzehnten doch nicht alles gemanagt: Die gesamte Landschaft, inkl. den Wasserhaushalt (durch Fluss- und Bachkanalisierungen und -eindolungen), das Klima (protokollarisch), den Sondermüll (vergraben), das Krankheitswesen (ausgebaut), die Industriebetriebe (wegfusioniert), den Verkehr (vor allem durch Strassenbauten), die Schulbildung, die Zeit usf. Inzwischen werden die ersten Gewässer wieder in den Naturzustand zurückversetzt, der Sondermüll wieder ausgegraben. Was nicht mehr vorhanden ist die zahllosen ausgerotteten Arten, die vielen Traditionsfirmen usf. , kann nicht mehr zurückgeholt und gerettet werden.
Hinterblieben sind in unserem Land zum Glück noch zwischen 400 und 500 nagefreudige Biber, für die das Buwal (Bundesamt für Umwelt Wald und Landschaft) ein von ihm so genanntes „Biber-Management“ eingerichtet hat, wie dieses Amt Mitte März 2004 den Medien mitgeteilt hat. Es wolle das Überleben des Bibers in der Schweiz durch eine Vernetzung der natürlichen Lebensräume sichern, schrieb es. Dies ist ein ehrenwertes Ansinnen, das allerdings von einem Pferde- bzw. Biberfuss begleitet ist: Das Buwal will auch die Land- und Forstwirtschaft gegebenenfalls durch Abschüsse vor dem Biber schützen, obschon diese Tiere in der Schweiz bloss jährliche Schäden in der Höhe von maximal CHF 10 000 veranstalten, Schäden also, die praktisch zu vernachlässigen sind. Der ökologische Biber-Nutzen aber ist nicht zu beziffern.
Es hat kein Mensch etwas dagegen, dass etwa einem Landwirt, der einen Biberschaden erlitten hat, öffentliche Gelder (von Kanton und Bund) ausbezahlt werden. Das vorliegende Konzept regelt solche Bagatellen. Doch beunruhigt diese folgende Passage in der Buwal -Meldung nicht allein die Biber, sondern auch die Naturschützer: „Sind die getroffenen Massnahmen zur Schadensverhütung nicht erfolgreich und verursachen einzelne Biber untragbare Schäden, können sie umgesiedelt werden. Ist dies nicht möglich, wäre als letzter Ausweg der Abschuss des Tieres denkbar.”
Ein Biber-Management, das auch die Flinte in Betracht zieht, reiht sich würdig in den traditionellen Managerstil ein: Alles von oben unter Kontrolle. Denn das Abschiessen wird eher vollzogen als die Vernetzung von Lebensräumen, wie man aus Erfahrung weiss; das Knallen ist ja auch wesentlich einfacher.
Eine schöne Ausnahme ist der Aargau, der im Rohrerschachen (Gebiet „Aarschächli“, Rohr AG) zurzeit einen Auenschutzpark inszeniert; ein stattlicher See und einige Tümpel sind bereits entstanden, Attraktionen für Hunderte von Arten, inkl. für den Biber. Die riesige Silberweide mit einem Bündel von Stämmen am südlichen Aarschächli-Rand, Charakterbaum der Auen, von der nur noch der Strunk übriggeblieben ist, hat allerdings nicht der Biber abgefressen. Offensichtlich braucht es auch ein Silberweiden-Management. Aber bitte ohne Einsatz von Motorsägen.
Walter Hess, Biberstein
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