Textatelier
BLOG vom: 15.08.2005

US-Kriege der Zukunft: Täuschen, tarnen, effizient töten

Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D

Am 11. 08. 2005 wurde im Nachrichtenkanal N24 eine Wiederholung der US-Produktion über den „Krieg der Zukunft“ gesendet. Obwohl der Dokumentarfilm aus dem Jahre 2003 stammt, brachte er keineswegs veraltete Fakten auf den Tisch, wie zukünftig die Kriege der Kriegsnation USA noch effektiver geführt werden sollen. Im Vordergrund steht der Schutz der eigenen Truppe. Dies war aus US-Sicht bitter nötig, denn während der „Operation Wüstensturm“ wurden aus Versehen eigene Verbände beschossen und US-Soldaten verwundet und getötet. Dies war ein guter Aufhänger für die Militärs, noch bessere, computergesteuerte Systeme zu entwickeln. Auch kamen immer wieder die hohen Verluste an Hubschrauber-Besatzungen (über 4000) bei 5300 Hubschrauberabschüssen im Vietnamkrieg aufs Tapet. Über die Opfer auf der anderen Seite wird nicht gesprochen.

Deshalb wurde von Sikorsky/Boeing ein neuer Kampfhubschrauber mit der Bezeichnung „Comanche“ entwickelt. Er sollte den berühmtesten Kampfhubschrauber der Welt, den „Apache“ ersetzen. Es wurde ein Bedarf von 1200 solcher Helikopter ermittelt. Der schnelle, kampfstarke, lärmarme, wendige und mit der 360- bis 600fach geringeren Radarsilhouette ausgestattete „Tarnhubschrauber“ wurde jedoch nach einer 20-jährigen Entwicklungszeit wegen der immensen Kosten (39 Milliarden-Programm zur Produktion) gestrichen. Nun war alles für die Katz, dachte ich mir im Stillen. Aber nach neuesten Informationen basteln die Ingenieure zurzeit bereits an neuen, nicht so kostspieligen Waffensystemen, die ebenfalls Milliarden von Dollars an Entwicklungskosten verschlingen werden. Aber das Geld fliesst ja reichlich, da es auf der Welt viele „Bösewichter“ gibt, die bekämpft werden müssen ... Man spart dafür bei den Bildungsausgaben.

Zu den Kampfhubschraubern die neueste Meldung (Bloggnjus vom 30.07.2005): Der bayerische Innenminister Beckstein forderte beim katholischen Weltjugendtag in Köln den Einsatz von Kampfhubschraubern mit Luftabwehrraketen. Der Papst könnte vorrangiges Terrorziel sein und müsse mit allen Mitteln geschützt werden, so die Begründung.

Zurück zur Dokumentation. Als ein US-Soldat bei Lebensmittelverteilungen in Somalia einen Jungen, der eine harmlose Papiertüte trug, erschoss – er glaubte, der Junge würde Sprengstoff transportieren – nutzten die Militärs die Gelegenheit, um Gelder für neue, nicht tötende Waffensysteme zu bekommen. Man könne dann auch renitente Demonstranten in Schach halten. Es wurden daraufhin Schock- sowie Blendgranaten entwickelt und Tränengas durch Pfefferspray ersetzt. Dann wurde Munition, die mit herkömmlichen Waffen abgeschossen werden konnte, entwickelt. So wurden mit Bleischrot gefüllte Bohnensäckchen, Patronen mit Gummikugeln, mit Kieselerde gefüllte Nylonbeutel und Holzgeschosse getestet. Für die Tests mussten Dummys herhalten, womit nicht etwa Personen wie Bush gemeint sind. So kam heraus, dass manche Geschosse, wenn sie direkt abgefeuert werden, doch eine tödliche Wirkung haben können. Es wurde dann empfohlen, die Geschosse indirekt abzufeuern. „Nicht zu töten ist das Ziel, aber es gibt keine Garantie“, so der Kommentator im genannten Film.

Dann wurden einige Roboter vorgestellt, die sich zur Aufklärung an vorderster Front bewähren sollen. Die mit Kameras ausgestatteten Roboter übermitteln ein Bild des Kampfgebietes. Roboter sind auch dazu da, um Landminen aufzuspüren. Dies ist notwendig, da alle 10 bis 15 Minuten ein Kind durch solche Landminen zu Tode kommt. Insgesamt gibt es weltweit noch 10 Millionen Landminen. Auch die Drohnen, die im Irak und in Afghanistan zum Einsatz kamen, sind ein zukunftsträchtiges Milliardengeschäft für die US-Industrie.

Es wurde auch mit bewaffneten Robotern experimentiert. Die ersten Erfolge waren desillusionierend. So zerstörte sich der Roboter nach Abschuss der Munition selbst, es gab unkontrollierte Abschüsse oder die Projektile erreichten nicht ihr Ziel. Inzwischen basteln die Ingenieure an verbesserten Versionen. Wie die „VDI-Nachrichten“ vom 28. 1. 2005 berichteten, bereitet das US-Verteidigungsministerium 18 ferngesteuerte Kampf-Roboter im Irak vor. Sie werden die ersten im Nahkampf eingesetzten Robotersoldaten sein (http://www.das-gibts-doch-nicht.de/seite3543.php).

Auch das Essen der US-Soldaten stand unter Beschuss. Viele Soldaten waren in der Vergangenheit mit der Verköstigung unzufrieden. „Eine gute Mahlzeit soll die Soldaten aufmuntern“ oder „Ausgewogenes Essen entscheidet zwischen Sieg und Niederlage“ und „Jeder Soldat benötigt 3600 kcal/Tag, um seine Leistung aufrechtzuerhalten“, waren die Aussagen in der Dokumentation. Die Militärs beauftragten Ernährungsexperten, um bessere Mahlzeiten zu kreieren. Das taten sie mit viel Freude und Engagement, winkte ihnen doch als Belohnung eine grosse Geldsumme. So wurden Marschverpflegungs-Pakete entwickelt, und die Köche der Feldküchen bekamen Anweisungen, wie man richtiges Essen zubereitet. In beschleunigten Lagerzeittests wurde ermittelt, wie lange die abgepackten Portionen halten. Auch wurden Rationswärmer entwickelt, so dass sich zukünftig die Soldaten ohne Feuer im Feld ihre Mahlzeiten erwärmen können. 24 Menüs sollen inzwischen im Angebot sein. Man muss schliesslich gesättigte und zufriedene Soldaten in den Kampf schicken. Ein hungernder Kampfgefährte könnte schlecht schiessen oder von einem schnelleren Gegenüber erledigt werden.

Nachbetrachtung

Der Film war natürlich gehörig geschönt und zurechtgebogen, war es doch eine US-Produktion. Kritische Berichterstatter hätten die Informationen von den Militärs nicht bekommen, das ist wohl klar (ein Michael Moore hätte da einen ganz anderen Film gemacht). Der Film schilderte die „Notwendigkeit“, bestimmte Waffensysteme zu entwickeln, um die eigene Kampftruppe zu schützen. Dass durch bei den Demonstrationen abgefeuerte „harmlose“ Geschosse auch Menschen verletzt oder getötet werden können, wird allerdings in Kauf genommen (Kollateralschäden). Warum gehen diese unvorsichtigen Leute zu Demonstrationen! Die sollen gefälligst zu Hause bleiben!

Im Internet sah ich unter den neuesten Entwicklungen nach. So gibt es unter „Kampfhubschrauber“ eine Menge detaillierter Angaben. In einer Tabelle sind sämtliche Kampfhubschrauber mit ihren Eigenschaften aufgelistet. Dies dürfte für den nicht schlafenden Gegner eine willkommene Informationsquelle sein.

Im „Netzwerk Friedenskooperative“ (www.friedenskooperative.de/themen/hightech.htm) ist zu lesen, dass der Krieg der Zukunft schon längst begonnen habe. Der derzeitige Entwicklungstrend scheint die „Battlefield combat identification“ zu sein. Diese ermöglicht die Identifizierung über dem Gefechtsfeld sich bewegender Personen und Fahrzeuge. Elektronische Waffen sind nicht mehr wegzudenken und durchdringen das gesamte Kampfgeschehen „moderner“ Kriege. „Die elektronische Kampfführung bringt die Daten des Gemetzels an der Front per Boden- und Satellitenfunk an die elektronischen Kampfstände. Das Kriegsgeschehen steht den Kommandierenden per Computer als virtuelles Schlachtgetümmel zur Verfügung“, bemerkt die erwähnte Friedenskooperative.

Ich bin derselben Meinung wie die Friedenskooperative, die fordert, dass man gegen solche Kriegstechniken protestieren sollte. „Nötig wären vielmehr engagierte Anstrengungen für Abrüstungsvereinbarungen, Rüstungsexportstopp und eine Ächtung der auf die Zerstörung der empfindlichen Infrastruktur heutiger Gesellschaften gerichteten Techniken der ‚Information warfar’ durch eine internationale Konvention“, so die Friedenskooperative.

Diese Empfehlungen sollte sich jedermann hinter die Ohren schreiben (ob Pazifisten oder Nichtpazifisten). Besonders die Militärs in den USA. Aber die planen bereits die nächsten Kriege.

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