Textatelier
BLOG vom: 02.01.2012

Lichtblicke, Ausblicke: Von guten und schlechten Taten

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Den Auftakt ins neue Jahr möchte ich heiter stimmen und dunkles Gewölk wegblasen. In diesem Sinne habe ich hier eine kleine Auslese von kurzen Texten zusammen getragen. Die persische Anekdote hat mir Lily erzählt, die sie ihrerseits ihrem Vater verdankt. Die restlichen Texte stammen von mir, mit Ausnahme der Auslese von witzigen bis bissigen Kommentaren am Ende des Beitrags.
 
Eine persische Anekdote
3 faule Brüder erfuhren von ihrem Vater, dass er ein Vermögen im Feld vergraben habe, wovon sie allesamt ein Leben lang zehren können. Nach seinem Tod begannen sie gemeinsam, nach dem Schatz zu graben, tief und immer tiefer – doch umsonst.
 
Ihr Onkel klärte sie schliesslich auf: „Euer Vater wollte, dass ihr das Feld bestellt, damit ihr alle vom Ertrag leben könnt.“
 
Eine Parabel zur poetischen Lizenz
Der Freiheitsdrang eines erlauchten Poeten regte sich gar mächtig. Seine Verse brachten eine Rose zum Erglühen. Kein Frost konnte ihr etwas anhaben, kein Wind sie zersausen. Dem Poeten genügte diese einzige Rose, woraus ein Rosengarten von Versen entwuchs.
 
Die chinesische Broderie am Ärmel
Mit feinster Seide und Gold- und Silberfäden gewirkt, schritt ein Paar durchs Ziergewebe, von der Brücke im Tal auf gewundenem Pfad aufwärts bis zur Mondsichel. Ihr Weg war von Blumen und blühenden Büschen gesäumt, von Vögeln und Schmetterlingen umflattert und umgaukelt.
 
Das ist der Weg zur Harmonie, das Vermächtnis der alten Chinesen, damit es in unserer Zeit wieder als Wunschbild aufflackern möge.
 
Essenzen aus Sentenzen gewonnen
In jedem Menschen schlummert ein Geheimnis, das er nicht kennt.
 
Hierarchien zerbröckeln. Aus ihrem Schutt entstehen neue –
hoffentlich bessere und gerechtere.
 
Die Intelligenz kann sowohl Fenster schliessen wie auch öffnen.
 
Eine ausgetrocknete Seele sollte so aufnahmefähig bleiben wie ein Schwamm. Tränkt sie, doch ertränkt sie nicht.
 
Nicht nur Kleider – auch Bilder machen Leute
Wenn ich eingeladen bin, bemerke ich nebenbei die Bilder an den Wänden meiner Gastgeber, auch die Familienfotos auf einem Piano oder anderen Möbeln verteilt. Ein guter Freund von mir hat eine lustige und abwechslungsreiche Sammlung von Basler Fasnachtsaufnahmen und Plaketten in der Wohnung verteilt. Der Hausherr eines englischen Paars anderseits ist stolz auf seine über Jahre gesammelte Garnitur von Miniaturfläschchen mit alkoholischen Getränken und bunten Etiketten, hübsch im Küchenschäften aneinandergereiht – alle mitsamt intaktem Inhalt. Ich fühle mich wohl in mit Bildern und Zierobjekten aller Art geschmückten Heimen. Am wohlsten in meinen Wohnräumen.
 
Witzige bis bissige Kommentare
Diese Kommentare habe ich aus dem englischen Teil von „Rah-E-Zendegi„, ein Magazin für Exilperser in Amerika, aufgelesen und übersetzt.
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„Darling“, wandte sich die Gattin an ihren Mann, „heute haben wir den Jahrestag unserer Hochzeit. Was sollen wir tun?“
Der Gatte antwortete: „Lasst uns für 2 Minuten stillstehen.“
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Frage: Warum erlaubt das Gesetz nicht, dass ein Mann eine 2. Frau heiratet?
Antwort: Gemäss Gesetz kann er nicht zweimal für das gleiche Vergehen bestraft werden.
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Eine neue Briefmarke mit dem Foto von Präsident Barack Obama kam in Umlauf. Diese Briefmarke wurde bemängelt, weil sie nicht auf den Umschlägen kleben blieb. Der Präsident war bitterböse und veranlasste eine kostspielige Untersuchung.
Die Untersuchungskommission befand: 1. Die Briefmarke ist tadellos 2. Auch der Klebstoff ist in Ordnung 3. Doch die Leute spucken auf der falschen Seite der Marke.
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Mit oder ohne Religion verrichten gute Menschen gute Taten und schlechte Menschen schlechte Taten. Wie kommt es, dass gute Leute schlechte Taten begehen? Dazu braucht es die Religion.
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Ich wählte eine Telefonnummer und erhielt folgende automatische Antwort: „Ich bin im Augenblick nicht erreichbar, da ich einige Änderungen in meinem Leben mache. Hinterlassen Sie eine Mitteilung nach dem Ton. Wenn ich sie nicht beantworte, sind Sie eine meiner Änderungen.“
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Ein Knirps bat Niklaus: „Bitte schicke mir einen Bruder.“ Niklaus antwortete: „Schicke mir deine Mutter.“
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Sprachunterricht. Kein Wörterbuch kann den Unterschied zwischen „komplett“ und „erledigt“ erklären. Doch der Unterschied besteht:
Wenn Sie die rechte Frau heiraten, sind Sie „komplett“. Wenn Sie die falsche Frau heiraten, sind Sie „erledigt“. Aber wenn die rechte Frau Sie mit der falschen erwischt, sind Sie „komplett erledigt“.
 
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