Textatelier
BLOG vom: 24.02.2014

Falscher Verdacht: Ladendiebstähle, Kindermissbrauch

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Immer wieder kommt es vor, dass jemand bezichtigt wird, einen Diebstahl begangen zu haben, bloss auf einen Verdacht abgestützt – ohne stichhaltigen Beweis.
 
Eine Dame wollte ihr zerschlissenes Paar Strümpfe im Warenhaus in London mit einem neuen Paar gleicher Marke ersetzen. Sie zupfte ein Paar Strümpfe aus dem Regal und verglich es mit ihrem alten Paar. Ein Spitzel, hinterm CCTV verschanzt, hatte sie dabei beobachtet. Kaum hatte die Dame bei der Kasse für das Ersatzpaar bezahlt, wurde sie von der Aufsicht beim Ausgang abgefangen.
 
Sie musste ihre Einkaufstasche im Laden öffnen, obwohl sie beteuerte, keinen Diebstahl begangen zu haben. Ihre Einkaufstasche wurde umständlich durchwühlt. Einige Zaungäste beobachteten den Vorfall. „Da haben sie eine Diebin erwischt...“, kommentierte hämisch eine ältere Frau.
 
Der Irrtum wurde festgestellt, doch eine angemessene Entschuldigung blieb aus. Mit dem Hinweis: „Wir müssen auf der Hut sein, denn es wird viel gestohlen“, wurde die Dame entlassen. Zutiefst gekränkt verliess die unbescholtene Dame das Geschäft und hat es seither nicht mehr betreten. Solche Bagatellen wiederholen sich täglich. Dabei werden auch Diebe erwischt.
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Weitaus gravierender sind die sich häufenden Fälle von sexuellen Delikten, die an Minderjährigen begangen werden. Laut der NSPCC (National Society for Prevention of Cruelty to Children) wurden zwischen 2012 und 2013 rund 19 000 Kinder sexuell missbraucht. Diese abscheulichen Vorfälle gewinnen Schlagzeilen in der Presse, seitdem der berühmte BBC-DJ (disc jockey) Sir Jimmy Savile in einen solchen Skandal verwickelt wurde. Die Anzahl der angeblich von ihm missbrauchten Kinder bleibt vorderhand eine Dunkelziffer. Eines ist klar: Eine wachsende Zahl von inzwischen erwachsenen Frauen, es sollen ihrer 13 sein, haben sich gemeldet und bezichtigen den inzwischen verstorbenen Jimmy Savile, sie als Kind missbraucht zu haben. Das Gericht untersucht gegenwärtig, wie viele dieser Anklagen hieb- und stichfest sind. Auch wurden seither andere prominente Männer beschuldigt, solche Delikte begangen zu haben. Die neuesten Gerichtsfälle betreffen gleich 2 Pop Stars (Michael Le Veil und Bill Rouache) aus dem beliebten TV-Programm „Coronation Street“. Beide wurden von der Jury freigesprochen.
 
Immer mehr suspekte Priester der katholischen Kirche jedoch entwischen der Justiz. Der Vatikan weigert sich hartnäckig, sich darüber zu äussern. Die von Priestern an Kindern verübten sexuellen Schandtaten werden tunlichst vertuscht. Diese dürfen keinesfalls als „Kavaliersdelikte“ abgetan werden. Der Nachweis von Schuld oder Unschuld muss erbracht werden.
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Als Primarschüler spielte ich öfters mit einem Schulkameraden. Eines Tages gesellte sich ein Mann zu uns und bot uns je einen Franken an. Er forderte uns auf, einander zu prügeln und wies uns gegen einen stillen Hinterhof. Mein Spielgenosse schlug mich halbherzig mit geballten Fällen. Das war uns beiden nicht geheuer. Jäh entflohen wir diesem scheusslichen Kerl!
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Als Lily und ich einst einen Stand in einer Antiquitätenmesse betreuten, ergriff und bestaunte ein kleines Mädchen entzückt eine viktorianische Postkarte. Die farbig illustrierte Karte zeigte 2 spielende Kinder. „Du kannst das haben“, sagte ich zum Mädchen. Und was geschah? Die Eltern entrissen dem Kind die Postkarte und zerrten es von unserem Stand weg! Sie dachten, ich sei pädophil veranlagt...
 
Ich bin in einer ganz anderen, viel besseren und heileren Zeit aufgewachsen. Wie naiv von mir! Meine spontane und gutgemeinte Geste wurde krass missverstanden. Jammerschade!
 
Falscher Verdacht, lässt sich schwer schlucken
Dazu ein Hinweis: Der sehenswerte und aufschlussreiche Film „Doubt“ (Verdacht) aus dem Jahr 2008 deckt auf, was für ein Unheil ein falscher Verdacht stiften kann. Der Seelsorger einer katholischen Kirche bot dem einzigen schwarzen Schüler in der benachbarten katholischen Schule väterliches Verständnis. Man kann sagen, er war sein Schutzengel aus Herzensgüte. Die autoritäre Ordensschwester der Schule bezichtigte ihn des sexuellen Missbrauchs des Knaben, aber konnte ihren Verdacht weder begründen noch nachweisen.
 
 
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