Textatelier
BLOG vom: 15.07.2016

Flora auf dem Feldberg: Ährige Rapunzel, Enzian, Alpenhelm

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 

Da in unseren Wohngebieten eine Temperatur um 30 °C herrschte, entschlossen wir uns am 11.07.2016 eine Wanderung in luftigen Höhen durchzuführen.  Es war wieder eine Feldbergtour angesagt. Wir verlegten den Wanderbeginn in die Vormittagsstunden, da ab 14 Uhr am Nachmittag Regen angekündigt wurde. Zu fünft fuhren wir im Pkw unseres Wanderorganisators Toni von Lörrach auf den Feldberg (1493 m), dem höchsten Berg des Schwarzwaldes. Ausgangspunkt war das neue Parkhaus. Das in der Nähe befindliche Naturschutzzentrum war innert einigen Minuten erreicht. Von dort aus führte uns der Weg auf dem Panoramaweg zum Bismarck-Denkmal. Das Denkmal auf dem 1448 m hohen Seebuck (ein Nebengipfel des Feldbergs) wurde 1895 eingeweiht. Von hier oben hatten wir einen guten Blick auf den 300 m unten befindlichen Feldsee. Leider war unser Ausblick auf die zauberhafte Landschaft des Südlichen Schwarzwaldes in Folge der aufkommenden Bewölkung und des Dunstes etwas getrübt. Wir genossen jedoch den erfrischenden Wind. Ich schätzte die Temperatur unter 20°C. An geschützten und sonnigen Plätzen war die Temperatur angenehm.

Dann wanderten wir weiter zum 45 m hohen Feldbergturm (die Aussichtsplattform befindet sich im 11. Stock). In diesem Turm ist ein Schinkenmuseum eingerichtet. Da es keine Verkostung gab, wanderten wir schleunigst weiter in Richtung Felsenpfad.

 


Alpenhelm
 

Alpenhelm erstmals gesehen
Da ich schon Blogs über Feldbergwanderungen verfasst habe, will ich mich diesmal auf die botanischen Besonderheiten beschränken. Und an solchen gab es viele zu sehen. Das Feldberggebiet ist nämlich ein Eldorado für Pflanzenfreunde. Hier hat sich eine alpine Flora (50 Arten) erhalten.
Bevor wir auf den Felsenpfad wandelten, sahen wir vor dem Bannwaldgebiet auf Wiesen unzählige Arnikapflanzen. Der Wind hatte hier viele Blüten zerzaust. Sie tanzten im Wind, so dass ich als Fotograf geduldig sein musste, um keine unscharfen Bilder abzulichten. Aber es gelang mir doch an windstillen Zonen Arnikablüten aufzunehmen.
An einigen Stellen sahen wir die majestätischen Enzianpflanzen. An einer Stelle waren diese Pflanzen etwas weiter vom Weg entfernt oberhalb eines Steilhangs, aber dank Tele konnte ich einige gute Fotos digital speichern.
Besonders auffallend war der häufig anzutreffende Schlangen-Knöterich (Wiesen-Knöterich mit seiner dickwalzigen Blütenähre; früher nannten wir diese „Flaschenputzer“).

Als wir ein Feuchtgebiet frequentierten, entdeckten wir eine uns unbekannte Pflanze. Hatten wir eine neue Art entdeckt? Keineswegs. Kaum zu Hause sah ich den farbigen Naturführer „Alpenblumen“ durch und identifizierte diese Pflanze als Alpenhelm (Bartsia alpina). Es ist ein Halbschmarotzer mit unterirdisch kriechender Sprossachse. Die Blätter sind eiförmig, farbig und behaart. Die Blütenkrone ist dunkelviolett. Der Alpenhelm kommt im arktischen Eurasien und Nordamerika, in den Alpen, Pyrenäen, Vogesen und im Jura vor.

 


Ährige Teufelskralle
 


Geflecktes Knabenkraut
 

Ährige Rapunzel und Knabenkraut
Wir sahen auch die Ährige Rapunzel, die unter dem Namen Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum) bekannt ist. Die zu den Glockenblumengewächsen gehörende Pflanze hat Blüten in walzlichen Köpfchen. Der Name Teufelskralle bezieht sich auf die gebogenen Blütenknospen. Die Teufelskralle gedeiht in Buchenwälder mit basischem Boden am besten.
Besonders schön fanden wir einige Knabenkraut-Arten. Ein Exemplar des Gefleckten Knabenkrauts konnte ich ablichten. Beim Anblick solcher Orchideen bin ich jedes Mal erfreut. Wir sahen schon bei anderen Wanderungen ganze Wiesenareale mit unzähligen Knabenkräutern.

Ich sah auf der Exkursion noch viele Pflanzen. Die meisten habe ich schon in einem Blog vom 04.08.2012 („Feldberg-Botanik: Bärwurz, Blutwurz und Alpen-Milchlattisch“) beschrieben.
Leider gab es diesmal nichts zum Naschen. 2012 konnten wir uns an Heidelbeeren erfreuen. Diesmal waren an den Heidelbeerbüschen kaum Früchte zu sehen.

Auf wurzeligen Wegen zurück
Nach den botanischen Erkundungen gingen wir auf dem Felsenpfad, der uns durch einen Bannwald führte, weiter. Der Weg ist nur für trittsichere Wanderer mit festem Schuhwerk geeignet. Auf steinigen und wurzeligen Wegen kamen wir nur langsam vorwärts. Wir wurden jedoch durch die abwechslungsreiche Wegführung und Ausblicke auf den Feldsee belohnt. Nach etwa 2 ½ Stunden Wanderzeit plus Pause erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt.

Dann fuhren wir zur „Menzenschwander Hütte“. Hier konnten wir uns an Speis und Trank erfreuen. Als wir die Hütte verliessen, begann es zu nieseln. Die Wettervorhersage mit Zeitangabe des Regenbeginns stimmte also genau.

Literatur
Aichele, Dieter: „Was blüht denn da?“ (Wildwachsende Blütenpflanzen Mitteleuropas“, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 1991.
Baumann/Künkele: „Die Orchideen Europas“, Franckh-Kosmos Verlags GmbH, Stuttgart 1988.
Finkenzeller, Xaver; Grau, Jürke: „Alpenblumen“, Mosaik Verlag, München 1994.

 


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