Textatelier
BLOG vom: 18.06.2005

Jutzen und Beten in der Cabane: Expo-02-Souvenirs

Autorin: Rita Lorenzetti

Obwohl ich die Windjacke, die ich an der Expo 2002 gekauft habe und sie öfters trage, schaue ich das rote Logo nicht mehr speziell an. Es ist eine gute Jacke. Sie dient mir. Sie entspricht mir. Ich weiss, woher sie kommt. Das genügt. Gestern schien mir aber, als leuchtete das rot aufgestickte Expo-Zeichen strahlender als sonst, wie wenn es mich an die verschiedenen Ausstellungsbesuche erinnern wollte. „Weisst Du noch?“, schien es zu fragen.

Dann tauchten Bilder auf. Murten z. B. und seine „Cabanes“. Die von Jean Nouvel entworfenen Häuschen, in denen die Beiträge zur Religion einquartiert waren. Unvergesslich ist mir jenes, das sich mit dem Tod befasste. Wir Besuchenden schritten auf einen grossen Hohlspiegel zu, sahen uns auf dem Kopf gehen und sobald wir in seine unmittelbare Nähe – der hier den Tod markierte – zuschritten, kippte das Bild, und wir sahen uns dem eigenen Antlitz gegenüber. Aug in Auge mit sich selbst. Sehr eindrücklich. So kann ich mir den Tod vorstellen. Als einen Augenblick von grosser Klarheit, wo ich alles über mich weiss. Ich war so fasziniert darüber, dass ich mich nochmals in die Schlange einstellte und ein zweites Mal dem Spiegel entgegenschritt. In meiner Begeisterung kam ich ihm dann zu nahe und eine Sirene heulte los. (Es war noch nicht Zeit zum Sterben!) 

Anderswo stand die Frage im Raum: „Wer bist du für Gott?“ Unsere Antworten, die in einen Computer eingegeben werden konnten, schritten kurze Zeit später als Leuchtschrift auf der gegenüberliegenden Wand an uns vorüber. Auf das damals versprochene Buch mit diesen ganz persönlichen Aussagen und Vorstellungen warte ich noch immer. 

Und jetzt stosse ich doch wahrhaftig noch auf ein Foto mit einem dieser Jean-Nouvel-Häuschen. Es stehe in Aarau, diene als Kapellen-Provisorium und werde zusätzlich am Eidgenössischen Jodlerfest mit den rund 10 000 Beteiligten, das jetzt bereits im Gang ist, für die Sänger offen gehalten. Zum Jauchzen und Beten. „Jutzen und Beten in der Cabane“ hiess der Titel zu diesem Hinweis. Ich freue mich über dieses Zeichen, dass aus den Expo-Impulsen etwas weiterlebt und uns unverhofft wieder anspricht. 

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst